Großproduktion von Biotensiden gelungen

Karlsruher Firma lässt Mikrobenstamm in Reaktoren arbeiten / Vielseitiger Nutzen

Karlsruhe/Bruchsal (BNN). Das Karlsruher Unternehmen Biotensidon hat Bahnbrechendes bei der Produktion von oberflächenaktiven Biotensiden (Rhamnolipide) erzielt. Aus einem eigenen, nicht-pathogenen Mikrobenstamm kann die Firma in Bioreaktoren Rhamnolipide in großen Mengen produzieren. Rhamnolipide, die herkömmliche erdölbasierte Tenside ersetzen können, wurden bisher weltweit in nur sehr geringen Mengen hergestellt. Und das obwohl sie besonders vielseitig, vollkommen biologisch abbaubar und universell einsetzbar sind: in der Kosmetik- und Pharmaindustrie etwa, als Zusatzstoff bei der Tiernahrung, als Zugabe für stärkeren Pflanzenwuchs (Getreide etc.), in der Ölindustrie, im Reinigungsbereich oder bei der Bodendekontamination – überall hier können diese natürlichen Biotenside eingesetzt werden und umweltschädliche Chemikalien ersetzen.

Schätzungen zufolgen werden jährlich weltweit mindestens 18 Millionen Tonnen Tenside, die die Oberflächenspannung von Flüssigkeiten herabsetzen, produziert. Sie dienen beispielsweise als Emulgator in der Gesichtscreme oder als Fettlöser im Geschirrspülmittel. Die meisten herkömmlichen Tenside basieren auf Erdöl. Ein vollständiger biologischer Abbau ist bei diesen Tensiden oft nicht erreichbar. Daher wird bereits ein Viertel der oberflächenaktiven Substanzen aus nachwachsenden Rohstoffen wie Palm- oder Kokosöl chemisch hergestellt.

Aber auch Mikroorganismen können Tenside produzieren“, so Jörg Jögel, Produktentwickler bei der Biotensidon. Ein Unternehmen, das sich in den letzten Jahren auf die Produktion von biologischen Reinigungsmitteln spezialisiert hat und diese in Europa, Brasilien, Australien, Vietnam, Irak und Afrika vertreibt. Zum Einsatz bei Biotensidon kommt ein Wildtyp des Bakterienstammes Pseudomonas aeruginosa. „Dieser Pseudomonaden-Stamm ist nachweislich nicht pathogen und es kann unter regulären Laborstandards mit ihm gearbeitet werden,“ so Alexandr Shulga, wissenschaftlicher Projektleiter der Firma. Als Produktionsstandort für ihre Biotenside fand die Firma Räumlichkeiten in Bruchsal. Das nötige wissenschaftliche Know-how für den Aufbau einer wirtschaftlichen Rhamnolipid-Produktion steuerte ein ukrainisches Forscherteam des Science&Technology Centers in Lviv bei. Da die Anwendungsbereiche für Biotenside riesig sind, plant die Firma den Bau weiterer und größerer Bioreaktoren. „Investoren bietet die Firma hier interessante Zins- und Beteiligungsangebote“, so Rolf Hartmann, Vertriebsleiter Ausland.

In einem laufenden Projekt mit dem Umweltamt Schweden wird ein System für die Gastronomie entwickelt, das den Fettanteil pro Liter Abwasser vom EU-Grenzwert 100 Milligramm auf 35 Milligramm reduziert. Interessant ist auch der Einsatz von Biotensiden in der Landwirtschaft, betont Chief Executive Officer Verna Markl. So entwickeln Greifswalder Forscher zusammen mit Biotensidon Träger für Naturstoffe, die quasi den Pflanzensamen umhüllen, die Wurzel schützen und das Wachstum fördern. Ziel sind höhere Erträge bei gleichzeitiger drastischer Reduzierung der Agrardüngung. Weitere Infos unter www.biotensidon.com.

Quelle: BNN